Montag, 5. September 2016

Die Liste

Ascarons Spielehistorie:

06/1992: Der Patrizier (erschien 02/1993 als „CD-ROM-Edition“; auch für den Amiga veröffentlicht)
10/1993: Anstoss (erschien 06/1994 als „CD-ROM-Edition“; wurde auch für Amiga veröffentlicht)
06/1994: Anstoss World Cup Edition (erschien auch für den Amiga)
07/1994: Hanse – Die Expedition (erschien auch für den Amiga)
01/1996: Pole Position
06/1996: Elisabeth I.
11/1996: Hexagon-Kartell, Das
03/1997: Vermeer: Die Kunst zu Erben (Windows-Version)
08/1997: Anstoss 2
02/1998: Anstoss 2: Verlängerung (Add-on zu Anstoss 2) (18.02.1998)
09/1998: Anstoss 2 Gold (Verbindung von Anstoss 2: Verlängerung und Anstoss 2 mit neuen Features)
11/1998: Grand Prix 500ccm (erschien auch für die PlayStation im Dez. 1999 und bei späteren Re-Releases unter dem Namen Extreme 500, da die Lizenz für den Namen ausgelaufen war.)
02/2000: Anstoss 3 (10.02.2000), PS-Version im Juni 2000
11/2000: Patrizier 2
05/2001: Anstoss action (03.05.2001)
05/2001: Anstoss 3 Meisteredition (Verbindung von Anstoss 3 und Anstoss action mit neuen Features)
06/2001: King Of The Road

Insolvenz 09/2001
Wiedergründung 02/2002

10/2001: Patrizier 2 – Aufschwung der Hanse (AddOn zu Patrizier 2)
11/2001: Ballerburg (erschien auch für die PlayStation) (07.12.2001)
03/2002: Patrizier 2 Gold-Edition
06/2002: Port Royale (erschien einige Monate später inkl. Mini-Erweiterungen als Port Royale Gold) (14.06.2002)
11/2002: Anstoss 4 (29.11.2002)
02/2003: Big Scale Racing
04/2003: Devastation (18.04.2003)
10/2003: Anstoss 4 Edition 03/04 (17.10.2003)
10/2003: Piraten: Herrscher der Karibik (24.10.2003)
02/2004: Sacred (erschien 29.10.2004 mit neuen Features als „Sacred - Neue Auflage“) (27.02.2004)
04/2004: Port Royale 2 (30.04.2004)
07/2004: Arena Wars (16.07.2004)
09/2004: Vermeer 2 (10.09.2004)
10/2004: Anstoss 2005 (29.10.2004)
03/2005: Sacred Underworld (Add-on zu Sacred bzw. „Sacred - Neue Auflage“) (24.03.2005)
10/2005: Sacred Gold (14.10.2005)
05/2006: Darkstar One (18.05.2006)
08/2006: Anstoss 2007 (11.08.2006)
01/2007: Tortuga - Two Treasures (26.01.2007)
10/2008: Sacred 2 - Fallen Angel (erschien 05/2009 auch für PS3 und Xbox  360) (02.10.2008)
08/2009: Sacred 2 - Ice & Blood (Add-on zur PC-Version von Sacred 2 - Fallen Angel)

Sonntag, 4. September 2016

Die Ascaron-Chronik: Kapitel 8

Ascarons Vermächtnis (2010 bis heute)

Ascaron war Geschichte und der letzten Atemzug von Studio II war das in Eigenregie gebastelte AddOn zu Sacred 2Ice & Blood“. Nun ging es für die Entwicklerlandschaft nur noch darum, die besten Stücke aus der Haushaltsauflösung von Ascaron und Studio II zu ergattern.

Die Rechte an Sacred, die wohl stärkste Marke aus der Insolvenzmasse, gingen an Koch Media. Wer den Spielemarkt aufmerksam verfolgt hat, der weiß, dass die Marke „Sacred“ für noch einige Spiele verwendet wurde, darunter Sacred Citadel, einen belanglosen Sidescroller, der nur als Downloadtitel erschien und die ganz üble Fortsetzung Sacred 3, die 2010 bereits angekündigt wurde und 2014 erschien. Das eigentliche Spielprinzip der offenen Welt und des Sammelns von Loot wurde komplett geändert und kann daher eigentlich nicht wirklich als Sacred-Nachfolger zählen. Dazu gibt es seit Sommer 2016 auch Sacred Legends für Android und iOS auf dem Smartphone, ein Pay-to-win-Rollenspiel mit ansehnlicher Grafik.

Für die eigentlichen Assets, die Ascaron zu bieten hatte, sprang dann Kalypso Media ein: Der Spielehersteller aus Worms kaufte ziemlich alle erwerbbaren Lizenzen und Marken (kurioserweise aber nicht die Marke Ascaron selbst): Anstoss, Patrizier, Pole Position und einige mehr. Mit Hilfe von Kalypso konnte Daniel Dumont die Gaming Minds Studios gründen, die eine Handvoll gestrandeter Ascaroonies einstellten. Dieses Studio darf daher höchst offiziell als Nachfolger von Ascaron gelten! Und mit den Veröffentlichungen von Dumont lebten auch einige Spieleserien erfolgreich weiter: Im Juni 2010 kam die Umsetzung von Dark Star One auf die Konsolen. Patrizier IV folgte im Januar 2011 (natürlich mit einem späteren AddOn und einer Goldversion) und auch Port Royale wurde mit Teil 3 im Juni 2012 erneut fortgesetzt – ebenfalls mit einem AddOn und der obligatorischen Goldversion im August 2013. Rise of Venice und Grand Ages: Medieval setzen die WiSims von Daniel Dumont erfolgreich fort, angepasst an die Spielerwünsche der 2010er Jahre. Ob wir noch eine weitere Fortsetzung der bekannten Reihen erleben werden, kann noch niemand sagen.

Kalypso selbst bzw. entsprechende kleinere Studios brachten dann noch zwei Versionen von Pole Position (PP 2010 und PP 2012) heraus: Beides Midprice-Formel 1-Simulationen, die allerdings eher durchwachsen waren.

Sämtliche Anfragen bei Kalypso, ob die Marke Anstoss je wieder belebt wird, wurden bislang abgeblockt und wir haben uns auch damit abgefunden, dass es wohl keinen Fußballmanager der alten Schule je wieder geben wird. Die Spielelandschaft hat sich einfach zu sehr verändert. Auch, wenn die Gamestar sich fragt, warum eigentlich...

Bemerkenswert ist, dass zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen Ende August 2016 die tatsächliche Marke „Ascaron“ noch immer beim Insolvenzverwalter liegt. Allerdings ist dessen Markenschutz am 31.07.2016 abgelaufen. Es könnte sich also jemand finden, der die Marke erwirbt – aber denkt dabei nicht an mich, sooo verrückt bin ich dann doch nicht. Der Gedanke wäre allerdings reizvoll...

Fakt ist: Wenn man von Sacred absieht, wurden eine der namhaften Ascaron-Marken zuletzt 2013 verwendet. Für Sacred 2 wurden am 01.04.2012 die Onlineserver abgeschaltet. In gewisser Hinsicht muß man also tatsächlich Abschied nehmen, denn den guten Namen, die Spiele wie Patrizier oder Anstoss einst hatten, hat Ascaron verspielt. Sicher konnten die Gaming Minds Studios da mit den Fortsetzungen erheblichen Kredit wieder einspielen. Doch für mich ist relativ deutlich, dass mit den letzten beiden Spielen Rise of Venice und Grand Ages: Medieval ein Schritt nach vorne gemacht wurde und man neue Ideen in neue Spiele mit neuen Namen stecken muss. Anstoss 3 und Patrizier 2 sind nun sechzehn Jahre alt. Die Namen von einst sind heute längst nicht mehr soviel wert wie 2009. Alle einstigen Ascaron- und Studio II-Programmierer sind hoffentlich längst woanders untergekommen, haben neue Jobs (z.B. bei bundesliga.de wie ich weiß) oder erkunden neue Lebensabschnitte. So geht es mir auch.

Und damit bin ich nach viel Arbeit, viel Recherche und einer Menge Freude am Schaffen am Ende meiner Chronik angelangt. Ich hoffe, die Lektüre hat euch Spaß gemacht und ihr konntet noch ein paar Dinge lesen, von denen ihr vorher nichts wusstet. Bei der Recherche für diesen Bericht habe ich jedenfalls viel erfahren. Es gibt aber auch noch immer so vieles, was ich nicht weiß und was ich wohl auch nie erfahren werde – denn einige Anfragen versandeten komplett und manch einer wollte nicht mehr an die Ascaron-Zeit erinnert werden. Es war aber auch umgekehrt, dass ich plötzlich einen Gesprächspartner fand, wo ich nicht glaubte, einen zu bekommen. Aber vielleicht habe ich ja nochmal die Gelegenheit, ein Interview mit Holger Flöttmann selbst zu führen. Wer weiß.

Freitag, 2. September 2016

Schlußpfiff und Verlängerung: Das Ende der Fanpage und ein Revival

Ein fantastischer Start. Meine eigene Registrierung in der Ascaron-Community war der 09. Januar 2002. Die Fanpage wuchs 2003 schnell und in viele Richtungen und hatte schon bald eine englischsprachige Schwesterseite. Neue Features wurden eingebaut – vom Geburtstagskalender (den das damalige Forum nicht anbot) über diverse blogähnliche Beiträge unterschiedlicher Thematik bis zum Releasecountdown. Was im offiziellen Forum gerade ein heißes Gesprächsthema war, konnte man bei uns in regelmäßig erstellten Topiclisten sehen. Wir führten Interviews mit allen möglichen Mitarbeitern und bewahrten manche ironische Idee für die Nachwelt auf, z.B. den Teichsimulator von Ingo Mohr. Dazu unterstützte uns Ascaron nach einiger Zeit bei jedem Release mit Freiexemplaren für die Community und Promoartikeln zu Verlosungszwecken. Im Gegenzug halfen wir bei der Organisation der Fanfeste und bekamen sogar eine offizielle Einladung im April 2006 für eine Präsentation einer Alphaversion von Anstoss 2007 – damals noch als Anstoss 2006 bekannt.

Doch zu dieser Zeit wandelte sich einiges. Während Stefan Gebenus schon länger nicht mehr dabei war und auch Anstoss-Intimus Guido Eickmeyer einen neuen Arbeitgeber hatte, verließ bekanntlich auch Dr. Michael Bhatty 2005 unsere Lieblingsfirma. Die ursprünglichen Ansprechpartner für uns änderten sich, und neue Namen kamen hinzu. Leute, die als professionelles Bindeglied zwischen der Community und den Ascaronies fungieren sollten, damit den gewachsenen Anforderungen im Marketing und Pressebereich Genüge getan wird. Immerhin war Ascaron dank Sacred und Take 2 nun in einem erlesenen Kreis von namhaften Spieleentwicklern, was erhöhte Aufmerksamkeit in Medien und Onlinemagazinen einbrachte – und uns als privat geführte Seite ein bisschen in die Zwickmühle brachte. Denn zum einen wollten wir Ascaron nicht vorführen oder schaden, zum anderen waren wir aber immer sehr froh über unseren Fanbonus, der sich in den bereits erwähnten exklusiven Neuigkeiten für die Fanpage manifestierte.

Nicht nur Ascaron änderte sich: Einige der Mitglieder verschwanden spurlos, andere starteten eigene Projekte, die deren Kräfte in Anspruch nahmen (sei es z.B. Ganymeds Seite „Spielemeer“, die unter Fortunecity lief – was es nun auch nicht mehr gibt - oder mein eigenes berufsbegleitendes Studium). Dazu merkte ich auch, dass die Seite meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügte. Wir hatten zwar ein rudimentäres CMS implementiert, was ich bis heute super finde (weil meine Programmierfähigkeiten in etwa meinen fussballerischen Fähigkeiten entsprechen), aber ich wollte mehr Ordnung, mehr Möglichkeiten und vor allem mehr „Lexikon“. Doch bevor ich mich diesem Thema ernsthaft zu wenden konnte, brach irgendwann, irgendwie etwas entzwei.

Nach gut zehn Jahren fällt es mir schwer, den einen Punkt zu benennen, der letztlich den Ausschlag dazu gab, die Fanpage vorübergehend einzustellen um komplett vom Netz zu nehmen. Durch die Neuordnung der Foren zerfaserte die Community komplett in Sub-Gruppen, die sich nur für Ihre Spiele interessierten. Es gab auf der Sacred-Seite ein Sacred-Forum, auf der Homepage für Anstoss 2007 gab es ein Anstoss-Forum (immerhin für alle Teile), Darkstar One hatte auch ein eigenes Forum spendiert bekommen. Die Folge war klar: „Die“ Community, die sich noch vor einigen Jahren in einem einzigen Forum tummelte, existierte in der Forum nicht mehr. Zwar blieb das Ascaron-Forum weiterhin bestehen, aber der Austausch wurde deutlich geringer, da es quasi für jedes halbwegs aktuelle Spiel eine eigene Anlaufstelle gab. Die Welt hatte sich weiterbewegt. Und mit ihr auch wir Fans.



Vielleicht war es aber auch das böse Spiel um Anstoss 2007, welches insbesondere mir derart übel aufstieß, dass ich mich veranlasst fühlte, ein Statement zu äußern. Immerhin waren wir auch nach einigen Jahren immer noch Anlaufstelle für die Onlineredakteure von PCGames.de oder Gamestar.de, wie wir wußten. Wir wollten zeigen, dass da Entwicklungen vorangingen, die wir langjährige treue Fans nicht guthießen. Ob es was gebracht hat – das vermag ich nicht zu sagen. Einen ähnlich vertrauten Kontakt wie zu Geburt der Fanpage mit Stefan Gebenus, Guido Eickmeyer oder später auch Torsten Allard (auf den ich gleich noch kurz zu sprechen komme) gab es trotz Professionalisierung einer solchen Stelle nicht mehr.

Viele andere Fans der ersten Stunden, die sich auch heute noch in einem privaten Forum treffen, diskutierten rege mit den Ascaron-Angestellten in den unterschiedlichen Foren, doch man merkte einfach zu sehr, dass die einstige Fannähe nicht mehr vorhanden war. Insbesondere die Anstoss-Jünger waren nach den Vorkommnissen um Anstoss 2007 sehr vor den Kopf gestoßen, was aus meiner bescheidenen Sicht einer der größten Fehler in den letzten Jahren von Ascaron war.

Dennoch fiel mir ein, dass Torsten Allard, seines Zeichens für mich erster Ansprechpartner in allen Betatests und auch darüber hinaus, die Fans aufrief, den Wikipedia-Eintrag von Ascaron etwas aktueller zu gestalten, weil er als Firmenangehöriger da nicht die notwendige Neutralität aufbringen konnte. Das Prinzip der Wikipedia ist ja sicher jedem Leser bekannt, daher erläutere ich die Grundidee nicht näher. Ich beschäftigte mich aber mit dem Thema – genauer habe ich Torsten diesbezüglich sogar eine ausführliche Email geschrieben – und stellte fest, dass das Wiki-Grundgerüst eine freie Software war. Sprich, viel komfortabler als unser CMS und deutlich lexikonähnlicher, als unser Urauftritt je war. Der Vorteil war auch, dass man die bisherigen Inhalte noch verwenden konnte, aber dennoch für jeden erkennbar war: Die Fanpage ist tot, es lebe die Ascapedia.

Und mit diesem Grundgedanken, einer DVD randvoll mit JPGs und PDFs, die Torsten Allard mir freundlicherweise schickte und dem neuen Logo von Litti ging dann deutlich inhaltsreduzierter, aber viel offener Anfang 2007 die Ascapedia an den Start. Es war zu schade um all die Details, als diese einfach auf einem toten Server rumliegen zu lassen. Und diese DVD ist noch immer die Quelle für meine Packshots und Logos.



Zwar war die Ascapedia auch nie wirklich fertig, und nach der Insolvenz von Ascaron gab ich das Projekt dann doch irgendwann komplett auf – aber die Leidenschaft für diese kleine, aufstrebende und doch an eigenen Fehlern gescheiterte Firma ließ mich nie so richtig los. Ich hatte zwar einen Teil meiner einst vollständigen Sammlung verkauft – und einige Sachen suche ich noch immer günstig zu erwerben – aber die verbliebenen Schätze blieben gut gelagert.

Naja, und mit dem Nahen des 25. Jahrestags der Gründung von Ascaron wollte ich dann all das, was ich erlebt habe, die vielen netten Kontakte mit Stefan, Harald, Daniel, Richy, Chris, Monic, Gernot, Sebastian und wie sie alle heißen, die Fachsimpeleien, das bisschen Insiderwissen und die gute alte Zeit einfach nicht in Vergessenheit geraten lassen. Auf der Fanpage 3.0.


Und deshalb danke ich euch allen: Allen, die jemals Ascaron-Spiele gespielt haben, allen, denen ich je im Forum begegnet bin, allen, die weiterhin den Spielen wie Sacred oder Anstoss huldigen und natürlich dir, lieber Leser. Ascaron war eine kleine Firma, und heute, 2016, findet man kaum noch etwas darüber – bis auf seltene Retro-Podcasts. Ich fülle hiermit eigentlich nur eine Nische in der Nische der Retrogames. Aber Ascaron hat es geschafft, mich irgendwie zu berühren. Pathetisch aber wahr. Und mit diesem letzten Einwurf zurück zum letzten Kapitel dieser essayistischen Chronik.