Ein
fantastischer Start. Meine eigene Registrierung in der
Ascaron-Community war der 09. Januar 2002. Die Fanpage wuchs
2003 schnell und in viele Richtungen und hatte schon bald eine
englischsprachige Schwesterseite. Neue Features wurden eingebaut –
vom Geburtstagskalender (den das damalige Forum nicht anbot) über
diverse blogähnliche Beiträge unterschiedlicher Thematik bis zum
Releasecountdown. Was im offiziellen Forum gerade ein heißes
Gesprächsthema war, konnte man bei uns in regelmäßig erstellten
Topiclisten sehen. Wir führten Interviews mit allen möglichen
Mitarbeitern und bewahrten manche ironische Idee für die Nachwelt
auf, z.B. den Teichsimulator von Ingo Mohr. Dazu unterstützte uns Ascaron
nach einiger Zeit bei jedem Release mit Freiexemplaren für die
Community und Promoartikeln zu Verlosungszwecken. Im Gegenzug halfen
wir bei der Organisation der Fanfeste und bekamen sogar eine
offizielle Einladung im April 2006 für eine Präsentation einer
Alphaversion von Anstoss 2007 – damals noch als Anstoss
2006 bekannt.
Doch
zu dieser Zeit wandelte sich einiges. Während Stefan Gebenus
schon länger nicht mehr dabei war und auch Anstoss-Intimus Guido
Eickmeyer einen neuen Arbeitgeber hatte, verließ bekanntlich
auch Dr. Michael Bhatty 2005 unsere Lieblingsfirma. Die
ursprünglichen Ansprechpartner für uns änderten sich, und neue
Namen kamen hinzu. Leute, die als professionelles Bindeglied zwischen
der Community und den Ascaronies fungieren sollten, damit den
gewachsenen Anforderungen im Marketing und Pressebereich Genüge
getan wird. Immerhin war Ascaron dank Sacred und Take
2 nun in einem erlesenen Kreis von namhaften Spieleentwicklern,
was erhöhte Aufmerksamkeit in Medien und Onlinemagazinen einbrachte
– und uns als privat geführte Seite ein bisschen in die Zwickmühle
brachte. Denn zum einen wollten wir Ascaron nicht vorführen
oder schaden, zum anderen waren wir aber immer sehr froh über
unseren Fanbonus, der sich in den bereits erwähnten exklusiven
Neuigkeiten für die Fanpage manifestierte.
Nicht
nur Ascaron änderte sich: Einige der Mitglieder verschwanden
spurlos, andere starteten eigene Projekte, die deren Kräfte in
Anspruch nahmen (sei es z.B. Ganymeds Seite „Spielemeer“,
die unter Fortunecity lief – was es nun auch nicht mehr gibt - oder
mein eigenes berufsbegleitendes Studium). Dazu merkte ich auch, dass
die Seite meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügte. Wir hatten
zwar ein rudimentäres CMS implementiert, was ich bis heute super
finde (weil meine Programmierfähigkeiten in etwa meinen
fussballerischen Fähigkeiten entsprechen), aber ich wollte mehr
Ordnung, mehr Möglichkeiten und vor allem mehr „Lexikon“. Doch
bevor ich mich diesem Thema ernsthaft zu wenden konnte, brach
irgendwann, irgendwie etwas entzwei.
Nach
gut zehn Jahren fällt es mir schwer, den einen Punkt zu benennen,
der letztlich den Ausschlag dazu gab, die Fanpage vorübergehend
einzustellen um komplett vom Netz zu nehmen. Durch die Neuordnung der
Foren zerfaserte die Community komplett in Sub-Gruppen, die sich nur
für Ihre Spiele interessierten. Es gab auf der Sacred-Seite
ein Sacred-Forum, auf der Homepage für Anstoss 2007
gab es ein Anstoss-Forum (immerhin für alle Teile), Darkstar
One hatte auch ein eigenes Forum spendiert bekommen. Die Folge
war klar: „Die“ Community, die sich noch vor einigen Jahren in
einem einzigen Forum tummelte, existierte in der Forum nicht mehr.
Zwar blieb das Ascaron-Forum weiterhin bestehen, aber der
Austausch wurde deutlich geringer, da es quasi für jedes halbwegs
aktuelle Spiel eine eigene Anlaufstelle gab. Die Welt hatte sich
weiterbewegt. Und mit ihr auch wir Fans.
Vielleicht
war es aber auch das böse Spiel um Anstoss 2007, welches
insbesondere mir derart übel aufstieß, dass ich mich veranlasst
fühlte, ein Statement zu äußern. Immerhin waren wir auch nach
einigen Jahren immer noch Anlaufstelle für die Onlineredakteure von
PCGames.de oder Gamestar.de, wie wir wußten. Wir
wollten zeigen, dass da Entwicklungen vorangingen, die wir
langjährige treue Fans nicht guthießen. Ob es was gebracht hat –
das vermag ich nicht zu sagen. Einen ähnlich vertrauten Kontakt wie
zu Geburt der Fanpage mit Stefan Gebenus, Guido Eickmeyer
oder später auch Torsten Allard (auf den ich gleich noch kurz
zu sprechen komme) gab es trotz Professionalisierung einer solchen
Stelle nicht mehr.
Viele
andere Fans der ersten Stunden, die sich auch heute noch in einem
privaten Forum treffen, diskutierten rege mit den
Ascaron-Angestellten in den unterschiedlichen Foren, doch man
merkte einfach zu sehr, dass die einstige Fannähe nicht mehr
vorhanden war. Insbesondere die Anstoss-Jünger waren nach den
Vorkommnissen um Anstoss 2007 sehr vor den Kopf gestoßen, was
aus meiner bescheidenen Sicht einer der größten Fehler in den
letzten Jahren von Ascaron war.
Dennoch
fiel mir ein, dass Torsten Allard, seines Zeichens für mich
erster Ansprechpartner in allen Betatests und auch darüber hinaus,
die Fans aufrief, den Wikipedia-Eintrag von Ascaron etwas
aktueller zu gestalten, weil er als Firmenangehöriger da nicht die
notwendige Neutralität aufbringen konnte. Das Prinzip der Wikipedia
ist ja sicher jedem Leser bekannt, daher erläutere ich die Grundidee
nicht näher. Ich beschäftigte mich aber mit dem Thema – genauer
habe ich Torsten diesbezüglich sogar eine ausführliche Email
geschrieben – und stellte fest, dass das Wiki-Grundgerüst eine
freie Software war. Sprich, viel komfortabler als unser CMS und
deutlich lexikonähnlicher, als unser Urauftritt je war. Der Vorteil
war auch, dass man die bisherigen Inhalte noch verwenden konnte, aber
dennoch für jeden erkennbar war: Die Fanpage ist tot, es lebe die
Ascapedia.
Und
mit diesem Grundgedanken, einer DVD randvoll mit JPGs und PDFs, die
Torsten Allard mir freundlicherweise schickte und dem neuen
Logo von Litti ging dann deutlich inhaltsreduzierter, aber
viel offener Anfang 2007 die Ascapedia an den Start. Es war zu schade
um all die Details, als diese einfach auf einem toten Server
rumliegen zu lassen. Und diese DVD ist noch immer die Quelle für
meine Packshots und Logos.
Zwar
war die Ascapedia auch nie wirklich fertig, und nach der Insolvenz
von Ascaron gab ich das Projekt dann doch irgendwann komplett
auf – aber die Leidenschaft für diese kleine, aufstrebende und
doch an eigenen Fehlern gescheiterte Firma ließ mich nie so richtig
los. Ich hatte zwar einen Teil meiner einst vollständigen Sammlung
verkauft – und einige Sachen suche ich noch immer günstig zu
erwerben – aber die verbliebenen Schätze blieben gut gelagert.
Naja,
und mit dem Nahen des 25. Jahrestags der Gründung von Ascaron
wollte ich dann all das, was ich erlebt habe, die vielen netten
Kontakte mit Stefan, Harald, Daniel, Richy,
Chris, Monic, Gernot, Sebastian und wie
sie alle heißen, die Fachsimpeleien, das bisschen Insiderwissen und
die gute alte Zeit einfach nicht in Vergessenheit geraten lassen. Auf
der Fanpage 3.0.
Und
deshalb danke ich euch allen: Allen, die jemals Ascaron-Spiele
gespielt haben, allen, denen ich je im Forum begegnet bin, allen, die
weiterhin den Spielen wie Sacred oder Anstoss huldigen
und natürlich dir, lieber Leser. Ascaron war eine kleine
Firma, und heute, 2016, findet man kaum noch etwas darüber – bis
auf seltene Retro-Podcasts. Ich fülle hiermit eigentlich nur eine
Nische in der Nische der Retrogames. Aber Ascaron hat es
geschafft, mich irgendwie zu berühren. Pathetisch aber wahr. Und mit
diesem letzten Einwurf zurück zum letzten Kapitel dieser
essayistischen Chronik.